Weihnachtszeit im Erzgebirge
Ein Gespräch mit Andreas Müller über Traditionen, Handwerkskunst und die Botschaft von Weihnachten
In Sachsen, wo MÜHLE beheimatet ist, wird die Weihnachtszeit besonders zelebriert. Das Erzgebirge, bekannt als Wiege der weltberühmten Holzkunst, schafft mit seinen handgefertigten Nussknackern, Räuchermännchen, Pyramiden und Schwibbögen eine unverwechselbare Atmosphäre, die Besucher aus aller Welt anzieht. Diese filigranen Werke, oft in liebevoller Handarbeit aus Holz gefertigt und bemalt, sind nicht nur Sinnbilder der Region, sondern auch Ausdruck ihrer tief verwurzelten Traditionen.
Neben der handwerklichen Kunst ist auch die Kulinarik ein wichtiger Bestandteil. Spezialitäten wie Stollen oder Pfefferkuchen spiegeln die herzliche Atmosphäre wider, die typisch für diese Jahreszeit ist. Im Erzgebirge scheint jedes Werk, jedes Gericht und jede Tradition eine Geschichte zu erzählen – eine Geschichte von Gemeinschaft, Authentizität und der Seele einer einzigartigen Region.
Andreas Müller, Geschäftsführer von MÜHLE, erzählt uns in einem Interview, wie eng Weihnachten mit den Traditionen des Erzgebirges
verbunden ist und was diese Zeit für Ihn so besonders macht.
Wie sieht Ihr Weihnachtstag aus?
Andreas Müller (AM): Bei uns im Erzgebirge ist der Heiligabend tatsächlich wichtiger als der eigentliche Weihnachtstag. Wie viele andere Familien auch, schmücken wir am Morgen des 24. Dezember den Weihnachtsbaum und ziehen uns am Nachmittag festlich an. Später besuchen wir gegen 16 oder 17 Uhr den Gottesdienst am Heiligabend.
Nach unserer Rückkehr zünden wir alle Kerzen im Haus an und genießen unser Weihnachtsessen. Traditionell umfasst das sogenannte „Neunerlei“ neun einfache Gerichte, wie Sauerkraut, Würstchen, Linsen, Brot und andere Beilagen.
Anschließend tauschen wir Geschenke aus und genießen die gemeinsame Zeit. Viele gehen früh schlafen, da am ersten Weihnachtsfeiertag bei uns im Ort ein Frühgottesdienst stattfindet. Während des Gottesdienstes wird die Kirche ausschließlich von echten Kerzen erleuchtet, und die Weihnachtsgeschichte wird von Laien oder Kindern aufgeführt.
Was ist Ihr Lieblingsritual?
AM: Das Erzgebirge, die Region, in der wir leben und in der MÜHLE ansässig ist, ist bekannt für seine Weihnachtsbräuche und Traditionen. Viele Weihnachtsdekorationen, wie Nussknacker, Räuchermännchen und Schwibbögen, werden hier noch heute von Hand hergestellt.
Das Schmücken des Hauses vier Wochen vor Weihnachten markiert den Beginn der Adventszeit und ist für viele hier ein Muss. Diese Tradition pflegen wir auch bei MÜHLE. Traditionelle Schwibbögen und Herrnhuter Sterne erleuchten dann die Geschäftsräume und Produktionshallen.
Der Besuch der typischen Weihnachtsmärkte gehört ebenfalls zu den Ritualen, auf die ich nicht verzichten möchte. Es macht den Kindern genauso viel Spaß wie den Erwachsenen.
Wenn das Weihnachtsoratorium von J.S. Bach irgendwo aufgeführt wird, bin ich auf jeden Fall dabei!
Was war das beste Geschenk, das Sie je erhalten haben?
AM: Ein bestes Geschenk gibt es in meiner Erinnerung nicht. Letztlich zählt für mich auch eher die Geste, die dahintersteht.
Vor einigen Jahren hat unsere Familie beschlossen, auf Geschenke zu verzichten. Tatsächlich war das das entspannteste Weihnachten, das ich je erlebt habe – es hat viel Druck von mir genommen. Jetzt, mit kleinen Kindern, ist es schön zu sehen, wie glücklich sie über ihre Geschenke sind und wie viel Freude es Ihnen bereitet, uns etwas zu schenken.
Wie beeinflussen die Traditionen und Werte des Erzgebirges Ihre Arbeit und die Philosophie von MÜHLE?
AM: Das Handwerk im Erzgebirge ist tief in der Kultur, Geschichte und Identität der Region verwurzelt. Weltbekannt sind die Holzspielzeugherstellung, das Glashütter Uhrenhandwerk und – nicht zuletzt dank MÜHLE – auch die Kunst des Bürsten- und Pinselmachens, welche besonders in den Gemeinden rund um Stützengrün seit über 200 Jahren gepflegt wird. Jedes handgefertigte Produkt aus unserer Manufaktur ist noch heute gelebtes Handwerk und Teil der MÜHLE DNA. Das heißt aber nicht, dass wir uns vor modernen Prozessen verschließen. Im Gegenteil: Der Blick geht stets auch nach vorn, während uns unsere Wurzeln erden.
Haben Sie einen Wunsch zum Fest, den Sie gern mit uns teilen?
AM: Die Herausforderungen und gesellschaftlichen Veränderungen in den letzten Monaten und Jahren gehen auch an mir als Mensch und an MÜHLE als Familienunternehmen nicht spurlos vorüber. Ich wünsche mir, dass wir als Gesellschaft wieder lernen, vorurteilsfrei einander zuzuhören, anstatt auf dem eigenen Standpunkt zu beharren. Nächstenliebe und ein gutes Miteinander sind Werte, die wir nicht nur erwarten dürfen, sondern zuerst selbst in der Welt verwirklichen müssen. Gerade die Botschaft von Weihnachten zeigt uns, dass Großes im Kleinen und Unscheinbaren beginnt. Sie verleiht Hoffnung und lässt uns mit Zuversicht und Mut in die Zukunft blicken.