Etwas anderes zu machen, kam nie in Frage
Von Poschinger nimmt sich Zeit, um sein Unternehmen zu zeigen, dabei strahlt der 49-Jährige eine Ruhe aus, die auch mit der Sicherheit zu tun hat, seinen Platz von Geburt an zu kennen. Seine Familie habe ihn nicht in die Rolle des Nachfolgers gedrängt: „Für mich hat sich einfach nie die Frage gestellt, etwas anderes machen zu wollen.“
Gerade holen die Glasmacher kaputte Schamottringe aus den Öfen, um sie durch neue zu ersetzen. Die Ringe schwimmen in den vier Häfen, runde Bottiche, die in den Öfen stehen. In ihnen wird die Masse aus Soda, Kalk, Quarz und Pottasche zu flüssigem Glas geschmolzen. Der Ring sorgt dafür, dass keine Verunreinigungen in die Glasmasse gelangen.
Als die Öfen geöffnet werden, schlägt die gleißende Hitze den Männern ungeschützt entgegen und die Bühne verwandelt sich in einen bedrohlich wirkenden Schauplatz. Der junge Geselle Miguel Schwenk sieht in seinem silberfarbenen Schutzanzug aus wie ein altertümlicher Taucher, der Schweiß läuft ihm in Strömen übers Gesicht. „Ich trinke zehn Liter Wasser am Tag“, sagt er und grinst. Selbst dieser Fakt scheint ihm am Glasmachen zu gefallen. Auch dass er gelernt hat, Glas zu blasen, während er eine Zigarette im Mundwinkel hat.
Im Januar geht der 24-Jährige auf die Meisterschule und Benedikt von Poschinger hofft, dass er danach zu ihm zurückkommt. Damit es leichter wird, gute Mitarbeiter zu halten, haben die bedeutendsten Glashütten in Europa verabredet, sie untereinander auszutauschen. Vielleicht wird Miguel Schwenk also bald in Venedig auf der Insel Murano, einer Hochburg der Glasverarbeitung, Glas machen.
Sein Chef selbst hat nicht das Handwerk des Glasmachens gelernt, er ist diplomierter Forstwirt. Holz und Glas, das gehört für ihn zusammen. Im Bayerischen Wald gab es schon immer viel Holz für die Befeuerung der Öfen und den Quarz im Boden. „Wir machen als Betrieb Landwirtschaft, Forstwirtschaft und die Manufaktur. Mein Großvater war auch Forstmann und mein Vater hat Volkswirtschaft studiert.“ Benedikt von Poschinger lächelt: „Wo das Herz halt hinfällt.“