30Grad Magazin Ausgabe 2 2017

30 grad 2 2017 editorial page 3 Lieber L Lieber Leser, Dear reader, ein paar Kisten sin ein paar Kisten sind noch unausgepackt, dennoch können wir stolz verkünde wir stolz verkünden: Bei uns läuft alles wieder rund – im wahrsten Sinne. Na wahrsten Sinne. Nach knapp anderthalb Jahren ist der Neu- bau auf unserem F bau auf unserem Firmengelände fertig, alle Gebäude sind nun u-förmig mitei nun u-förmig miteinander verbunden, erstmals ergibt sich ein kompletter Pro ein kompletter Produktionsdurchlauf (s. Seite 4). Demnach können wir gut aufg können wir gut aufgestellt, mit erweiterten Produktionskapa- zitäten in die Vorwe zitäten in die Vorweihnachtszeit starten. Falls Sie gedanklich auch bereits in der b auch bereits in der besinnlichen Jahreszeit angekommen sind, haben wir eine Insp haben wir eine Inspiration für Sie: Schauen Sie mal auf Seite 20, dort hat Christ 20, dort hat Christian Hagemann unsere Produktserien in Szene gesetzt – seit Szene gesetzt – seit Jahren ein beliebtes Geschenk. Von der Besin Von der Besinnlichkeit zur Sinnlichkeit: Denn um sinn- VoVon der BesinBesin liche Momente geht es in unserer Titelgeschichte, schließlich liche Momente geht liche Momente g e Momente gehteht gibt es wenig Genüsslicheres als einen guten Kaﬀee. Mit den gibt es wenig Genüs gibt es wenig GenüGenüs KuKultmaschinen vo Kultmaschinen von Olympia Express soll laut „New York Times“ Kultmaschinen von O en vonn OO der beste Espresso der beste Espresso der Welt gelingen. Die bewegte Geschich- der beste Espresso Espresso te des traditionsreichen Schweizer Herstellers lesen Sie auf te des traditionsreic te des tradition ditionsresreicic Seite 10. Auch bei Seite 10. Auch bei Miguel Gutierrez alias Nomad Barber, an Seite 10. Auch be ite 10. AuAuch beii dessen Berliner Bar dessen Berliner Barbier-Salon wir beteiligt sind, wird zu den dessen Berliner B erliner Barar Pﬂege-Zeremonien Pﬂege-Zeremonien guter Kaﬀee gereicht. Gutierrez’ Projekte Pﬂege-Zeremonie remonienn verfolgen wir seit se verfolgen wir seit seinen Anfangsstunden – der handwerkliche verfofolgen wir seit se r seit se Anspruch und sein Talent, Geschichten um dieses Handwerk Anspruch und sein Anspruch un ruch und sed seinin zu erzählen, haben zu erzählen, haben uns gleich beeindruckt. Das Interview mit z erzählen, h u erzählen, habenaben ihm ﬁnden Sie auf Seite 28. Viel Vergnügen. ihm ﬁnden Sie auf S ihm ﬁnden Sie ﬁnden Sie auf auf SS unpacking the boxes is still in progress, neverthe- less we can announce with pride: Everything’s go- ing smoothly again – literally. After almost one and a half years, the new building on our compound is completed. All buildings are connected in a u-shape. For the first time it is possible to make a round trip through our production cycle (page 4). Therefore, well-positioned as we are, we can look forward to the pre-Christmas period with expanded produc- tion capacities. In case you have already mentally arrived in that contemplative time of year yourself we have an inspiration for you: Have a look at page 20 to see how Christian Hagemann set the scene for our product lines – a popular gift ever since. From con- templation to sensualism: Our title story is about sensual moments because, after all, there is noth- ing more pleasurable than a good coffee. The clas- sic machines of Olympia Express are said to make the world’s best espresso. On page 10 you can read about the renowned Swiss manufacturer. Good cof- fee is also served to the care rituals at the Berlin barbershop which we are involved in and which is owned by Miguel Gutierrez alias Nomad Barber. We are following his interesting projects ever since the beginning (page 28). Enjoy. andreas & christian müller

seite 4 mhle news 30 grad 2 2017 Funkelnagelneu Mehr Platz, mehr Licht, mehr Luft: die Arbeitsplätze bei Mühle schauen seit diesem Sommer anders aus, Grund dafür ist der neue Erweiterungsbau, der kürzlich fertiggestellt wur- de. Die Mitarbeiter freuen sich darüber. Aufgrund des steti- gen Unternehmenswachstums der vergangenen Jahre hatten sie es zuletzt – vor allem in der Versandabteilung – etwas eng. Nun geht das Tagesgeschäft mit mehr Kapazitäten weiter. Mit dem Neubau wurden alle Gebäude auf dem Firmenareal in Form eines Us miteinander verbunden und die Arbeitsplätze entsprechend des Produktionsablaufs neu organisiert. Nicht nur das Gebäude, sondern auch der Maschinen- park wurde erweitert. Der neue Stolz der Produktion ist die CNC-Drehmaschine mit Gegenspindel, produziert vom Bie- lefelder Werkzeugmaschinenhersteller DMG Mori. Die com- putergesteuerte Maschine dient dazu, Griff-Komponenten aus Messing oder Edelstahl in Form zu bringen. Die beiden Spindeln können gegenläufig bewegt werden, was eine flexi- blere Formgebung ermöglicht. Läuft bei Mühle! BRAND NEW Since last summmeer, More space, more light, more air: Since last summer, fferent. The reassoon the workstations at Mühle look different. The reason was completedd rre- is the additional building which was completed re- pecially in the shiip- cently. It was a bit crammed, especially in the ship- owth of the commppa- ping department, due to the growth of the compa- ess continues wwitth ny. From now on, the daily business continues with more capacities. All of the buildings on the com- dings on the comm- pound are connected in a u-shaped way through the ed way through thhe annexe by now. Consequently, the workstations are e workstations arre reorganised according to the production process. roduction proceesss. Also the machinery has been expanded. The produc- anded. The prodduuc- tion’s new flagship is the CNC-controlled lathe with ontrolled lathe wwitth an optional counter spindle by DMG Mori, Bielefeld. MG Mori, Bieleffelld. e is used to shaappe The computer-operated machine is used to shape ainless steel. Botth grip components of brass and stainless steel. Both ounter rotating wwaay spindles can be operated in a counter rotating way so that a more flexible shaping becomes possible. ecomes possiblee.

30 grad 2 2017 mhle news page 5 die macher die macher Lars Körner LLaars Kör Herr Körner, wie sind Sie zu Heerrr Körner, wie Mühle gekommen? MüMühle gekommen Ich kenne die Firma seit meiner Ich kenne die F Kindheit. Meine Großeltern haben Kindheit. Mein hier gearbeitet – 40 Jahre lang – hier gearbeitet ich war als Kind viel hier. Dass ich ich war als Kin hier mal arbeiten würde, konnte hier mal arbeit ich mir nicht vorstellen. Ich bin ich mir nicht v eigentlich Klempner, doch auf- eigentlich Klem grund gesundheitlicher Umstände grund gesundh musste ich umschulen. musste ich um Mussten Sie viel dazu lernen? MuMussten Sie viel d Das Zusammenbauen der Ra- Das Zusamme sierer und Pinsel ist filigraner. sierer und Pin Die größte Umstellung ist, Die größte Um dass ich nicht mehr draußen dass ich nicht unterwegs bin. Jetzt sitze ich unterwegs bin schön im Trockenen. schön im Troc Verwenden Sie die Pinsel und Veerrwenden Sie di Hobel, die Sie herstellen? Hoobbel, die Sie her Als ich 16 Jahre alt wurde, Als ich 16 Jahr schenkte mein Großvater mir schenkte mein einen Pinsel, seitdem rasiere ich einen Pinsel, s mich nass. Die synthetischen mich nass. Die Pinsel sind mir lieber als die Pinsel sind mir Dachshaarpinsel. Elektrische Ra- Dachshaarpins sierer gehen jedenfalls gar nicht. sierer gehen je THE MAKERS: LARS KÖRNER Mr Körner, how come you work for Mühle? Assembling the safety razors and the brushes is more fiddly. I have known the company since The major difference is that I’m my childhood. My grandparents not outdoors anymore. Now I’m worked here for 40 years so I inside, out of the rain. used to spend a lot of time there as a child. Back in the day, I Do you use the brushes and razors you manufacture? couldn’t imagine working here. When I turned 16, my grand- I’m a trained plumber, but I had father gave me a brush. Since to retrain because of health then, I wet shave. Actually, I do issues. Did you have to learn a lot of new skills? prefer the synthetic brushes to the fine badger ones. Electric shavers are a no go for me. Neu: After Shave Lotion NEW: AFTER SHAVE LOTION Krönender Abschluss des Rasur-Rituals: Die Aftershave Lotion, die es in den Varianten Aloe Vera, Sanddorn und Sandelholz gibt, desinﬁziert und sorgt für ein feines Frische- gefühl. Einer der wertvollen Inhaltsstoﬀe ist das ätherische Öl des Sandelholzes, das an- tiseptisch wirkt. In der Aromatherapie wird es eingesetzt, um Nervosität, Selbstzweifel und Unsicherheit zu vertreiben. The after shave lotion is the crowning mo- ment of the shaving ritual and comes in aloe vera, sea buckthorn and sandalwood. It is disinfectant and makes for a fine feeling of freshness. One of the precious ingredients is the essential oil of the san- dalwood that has an antiseptic effect. It is used in aromatherapy to eradicate ner- vousness, self-doubting and insecurity.

30 grad 2 2017 column: pretty masculine page 7 Unwiderstehlicher Unw Duft Irresistable Fragrance Mein Vater wollte meiner Mutter mal ein Kompliment machen. MeMeiin Vater wollte m Er sagte: „Annemarie, das riecht ja toll... Trägst du ein neues Err ssagte: „Annemar Parfüm?“ Annemarie verneinte. „Das war ein Brillenputztuch.“ Paarffüm?“ Annemar Die meisten Männer machen sich wenig aus Düften. Die meisten M Die meistenen MM MMüssten sie auf e Müssten sie auf ein Sinnesorgan verzichten, fiele die Wahl ten sie auf einin MMüssten sie auf ein wohl nicht schwer. Doch wir haben verstanden, dass Frauen woohhl nicht schwer. woohhl nicht sch t schwewerr.r. anders empfinden. Dass sie es schätzen, wenn wir gut rie- anndders empfinden. anndders empfinpfifindedenn. chheen. Und dass sic chen. Und dass sich mit geringem Aufwand Defizite kom- chheen. Und dass sic s sic peennsieren lassen. F pensieren lassen. Für Bauchmuskeln braucht es quälende peennsieren lassen. F ssen. F Siit-t-ups, fürs Dufte Sit-ups, fürs Duften nur den Druck auf einen Sprühknopf. Siitt--ups fürs D s, füfürs Duftftftee Selbst Massenprodukte aus der Drogerie machen unwider- Seelbbst Massenprod Seelbbst Massenpr Massenprodod sttehehlich, hat uns die stehlich, hat uns die Werbung eingebläut. Drei Euro für ein stteehhlich, hat uns d h, hat uns dieie Deo, das Frauen um den Verstand bringt, sind zweifellos drei Deeoo, das Frauen um Deeoo, das Frauen Frauen mum sehr gut investierte Euro. Bei mir erwuchs daraus eine Par- seehrr gut investierte seehrr gut invnvestiertee füm-Leidenschaft. Ich begriff: Ein Mann kann Lavendel oder füümm-Leidenschaft. I füfüümm-Leidenschaftaftftft I. I Tonkabohne verströmen, ohne verweichlicht zu wirken. Nach Toonnkabohne verströ ToToonnkabohne verströ einer Intervention meiner Schwester begriff ich auch, dass einneer Intervention m einneer Interventionion m sicchh die Wirkung e sich die Wirkung eines Parfüms nicht exponentiell steigert, sicchh die Wirkungung ee je öfter man drückt. Mittlerweile reihen sich sechs Flakons je ööfter man drück je ööftfter man dr an drüückck auuf der Ablage nebe auf der Ablage neben dem Spiegel. Jeder Besuch wird ins Bad auuf der Ablage neb lage nebee geführt in der Hoffnung, sie fallen ihm auf. geefüührt in der Hoffn geefüfüührt in der Hoffn t in der Hoffffnnfn Aber ich wollte noch einen Schritt weitergehen. Zau- Aber ich wollt Aber ich wollt berwort: Pheromone. Das sind Duftstoffe, mit denen Tiere beerwort: Pheromon beerwort: Pheromeromonon deersselben Spezies derselben Spezies miteinander kommunizieren und Sexual- deersselben Spe rsselben Spezieziess paartner anlocken. F partner anlocken. Forscher bestätigen, dass Pheromone auch paarttner anlocke nlockeken Fn. F en untt beim Menschen unterbewusst wirken. Nur ob man sie einfach beeimm Menschen unt beeimm Menschen un wie Parfüm auf die Haut auftragen kann, ist nicht geklärt. Ich wiie Parfüm auf die H wwiie Parfüfüm auf die auf die H bestellte meine im Netz. Zehn Milliliter kosten 25 Euro, für beesttellte meine im beesttellte meine im gaanz Doofe steht auf ganz Doofe steht auf dem Flaschenetikett eine Warnung: „Nur gaanz Doofefe stehteht aauf zuur äußerlichen Anw zur äußerlichen Anwendung“. Die Flüssigkeit riecht streng. zuur äußerlichen An rlichen Anww Allerdings soll man sie ja auch nicht pur auftragen, son- Allerdings soll Allerdings sol gs solll deernn mit einem belie dern mit einem beliebigen alkoholischen Duftwasser mischen. deernn mit eine it einem bem belielie Deerr Anbieter prahl Der Anbieter prahlt: Wenige Tropfen reichen aus, um „die Deerr Anbieter p rr Anbieter prarahhll Sttimmmung der Frau Stimmung der Frauen zum Siedepunkt“ zu bringen. Schön Sttimmm ng der F ung der Frarau wär‘s. Leider merkte ich im Freilandversuch keinen Unter- wäärr‘s. Leider merk wäärr‘s Leider m . Leider mererkk scchiied. Keine Frau schied. Keine Frauen, die mich spontan nach der Telefon- scchiied. Keine Fr d. Keine Fraau nummer fragten. Keine lüsternen Blicke, nirgends. Nicht mal nuummmer fragten. Ke nuummmer fragten. Ke er frfragten. Ke ein Placebo-Effekt. Tröstlich war allein die Erkenntnis, dass einn Placebo-Effekt. einn Placebo-Effffefektktt. Schummeln nicht immer hilft. Scchhummeln nicht im Scchhummeln nicht imim My father once wanted to compliment my mother on her scent. He said, “Annemarie, that smells great! Is that your new perfume?” She said that it wasn’t. “It must be the cloth for cleaning my glasses.” Most men don’t care about fragrances. If they had to do without one of their sensory organs, the choice wouldn’t be difficult to make. But we got it – women feel differently. They appreciate it when we smell good. And there are easy ways to make up for any shortcomings. Instead of doing agonising sit- ups to strengthen our abs, we only need to press a spray button. Even mass products from the chemist’s shop make you irresistible, or so say the advertisers. Three euros for a deodorant that drives every woman crazy is certainly a good investment. That’s why I de- veloped a passion for perfume. A man can emit the scent of lavender or a tonka bean without having an effeminate appearance. Six flacons are now lined up on the shelf next to the mirror. But I wanted to go one step further. The key word here is pheromones. These are fragrances which animals of the same species use to commu- nicate and to attract sexual partners. Researchers have confirmed the subconscious effect of pher- omones on humans as well. But it is not yet clear if you can apply them to the skin just like perfume. I ordered mine on the internet. Ten millilitres for 25 euros. They come with a warning for idiots on the label of the bottle: “For external use only.” The liq- uid gives off a pungent smell. However, the phero- mones shouldn’t be applied to the skin neat, but rather mixed with any alcoholic scented water. The provider boasts that only a few drops are enough “to heat up a woman’s mood to boiling point”. That’d be nice. Unfortunately, I didn’t notice any differences during the field trial. Not a single woman asked me spontaneously for my number. Not even a placebo effect. The only comfort I had was the realisation that cheating doesn’t always help. Sebastian Leber ist Reporter beim Tagesspiegel. Seine Duft- Seebbastian Leber ist karriere begann mit Duschdas Sport. Gerade schwört er auf kaarrriere begann mi Issseey Miyake. Issey Miyake. Sebastian Leber is a reporter with the Tagesspiegel. His career in fragrances started with Duschdas Sport. Right now, he swears by Issey Miyake.

30 grad 2 2017 Olympia are poopuu- The cult espresso machines by Olympia are popu- solvency of the hee- lar worldwide. After the near insolvency of the he- ritage company, smart corporate strategies helped e strategies helppeed the business to get back on track k All for beans ns The impressive mountain scenery of the Glarner Alps of the Glarner AAlpps rises behind the factory building. Here, in Schwan- g. Here, in Schwwaan- den, Switzerland, Christian Sagehorn knows all of ehorn knows all oof the mountains by their names. Tödi, Groß Ruchen, Tödi, Groß Ruchheen, Vrenelisgärtli. Is he a fan of the mountains himself? mountains himseelff? “Nope”, replies the sales manager at Olympia suc- er at Olympia ssuuc- cinctly. That might be due to the fact that he is from fact that he is frromm the Wendland, northern Germany, where the high- ny, where the higgh- est summit is 147 metres high. But the 61-year-old But the 61-year--olld didn’t move to Switzerland because of nature, but ause of nature, buut because of coffee. Because of the coffee makers, to e coffee makerss, tto ines. The New YYorrk be precise. And not just any machines. The New York Times hailed the Cremina 67 by Olympia “the best Olympia “the bbesst espresso machine in the world” in the 1970s. n the 1970s. Inventor Luigi Bresaola had founded the com- d founded the comm- o that. He keptt oon pany in Ticino forty years prior to that. He kept on making improvements to his machines, at first for chines, at first fofor the catering trade. Then he started to build such rted to build suucch machines for private homes in the 1960s – with suc- e 1960s – with ssuuc- cess. Their robust reliability, compactness and sim- mpactness and ssimm- ple Swiss design enjoyed huge demand, especially demand, especiaallly in the USA. The company grew to 100 employees. to 100 employeeees. But the 1980s saw an economic downturn. Efforts downturn. Effoortts to make the machines more affordable while main- ordable while maiin- taining their high quality standards failed. There ards failed. Therre were only a small handful of employees left towards oyees left towardds the end of the 1990s. Back then, former banker en, former bannkeker Heinrich Linz developed an interest in the manu- erest in the maannu- facturer. He recognised its potential and bought ential and boughht the company. He made his brother-in-law Christian er-in-law Christtiaan Sagehorn sales manager. When you hear him talk you hear him ttaalk today about espresso and how to make it with ded- o make it with ddeed- ication and attention to detail, it is hard to believe t is hard to belieevve that he was a car dealer in Lüchow-Dannenberg chow-Dannenberrg back in the day. Beeindruckend erhebt sich hinter dem Fabrikgebäude die Kulisse der Glarner Alpen. Hier, im schweizerischen Schwan- den in der Nähe von Zürich, kennt Christian Sagehorn alle Berge beim Namen: Tödi, Groß Ruchen, Vrenelisgärtli. Ob er selbst ein Bergfan ist? „Nö“, antwortet der Geschäfts- führer der Firma Olympia knapp. Vielleicht weil er aus dem norddeutschen Wendland stammt, wo die höchste Erhe- bung 147 Meter misst. Aber der 61-Jährige ist ja auch nicht der Natur wegen in die Schweiz gezogen, sondern wegen des Kaffees. Genauer gesagt: wegen der Kaffeemaschinen. Und zwar nicht irgendwelchen. „Die beste Kaffeemaschine der Welt“ nannte die New York Times die Cremina 67 aus dem Hause Olympia in den 1970er–Jahren. 40 Jahre zuvor hatte der Tüftler und Erfinder Luigi Bresaola die Firma im Tessin gegründet. Immer weiter ver- besserte er seine Maschinen, zunächst für den Gastrono- miebedarf. In den 1960er-Jahren schließlich baute er solche auch für den Privathaushalt – mit Erfolg. Die robuste Zu- verlässigkeit, die Kompaktheit und das schlichte Schweizer Design sorgten für große Nachfrage, insbesondere in den USA. Das Unternehmen wuchs auf 100 Mitarbeiter an. In

30 grad 2 2017 title story page 13 den 1980ern allerdings ging es wirtschaftlich bergab, der deenn 1980ern allerd Versuch günstiger zu werden und gleichzeitig die Qualität Veerssuch günstiger zu halten, misslang. Ende der 1990er waren nur noch eine zuu hhalten, misslang Handvoll Mitarbeiter übrig. Damals wurde der ehemalige Haanndvoll Mitarbeit Banker Heinrich Linz auf die Manufaktur aufmerksam, er Baannker Heinrich L erkannte das Potenzial und kaufte die Firma. Seinen Schwa- errkaannte das Poten ger Christian Sagehorn machte er zum Geschäftsführer. geer Christian Sage Hört man diesen heute mit Hingabe und Detailkenntnis über Höörrt man diesen he Espresso und dessen Zubereitung sprechen, ist kaum zu Essppresso und dess glauben, dass er damals Leiter eines Autohauses in Lüchow- glaauuben, dass er da Dannenberg war. Daannnenberg war. Im Gegensatz zu Christian Sagehorn ist Thomas Im Gegensatz Schätti, wie schon seine Vorfahren, in Schwanden geboren Scchhätti, wie schon und aufgewachsen. Er kennt die umliegenden Fabrikgebäude unndd aufgewachsen. seit seiner Kindheit. Und natürlich die Linth, den Fluss, dem seeitt seiner Kindheit die Region im 19. Jahrhundert ihren Aufschwung zur Indus- diiee Region im 19. Ja trieregion verdankte – zum Manchester der Schweiz, wie es trrieieregion verdankt hier heißt. Zusammen mit seinen zwei Brüdern leitet der hiierer heißt. Zusamm 52-Jährige die Metallbaufirma Schätti, die sein Großvater 522--Jährige die Met 1934 als Installationsbetrieb gründete. Die Eltern bauten 199334 als Installatio die Werkstatt zum industriellen Betrieb aus. Seitdem wer- diiee Werkstatt zum den hier Beschläge und Mechanismen für Möbel gefertigt. deenn hier Beschläge Seite 10 Page 10 Seite 11 Page 11 - Seit 40 Jahren kriegt sie Fanpost: Die Espresso- maschine Cremina ist das Aushängeschild von Olympia Express und Schätti Metall - Getting fan mail for 40 years: espresso machine Cremina is the figurehead of Olympia Express and Schätti Metall Links Left - Das typische Olympia- Rot: Nach dem Mattieren wird die Karosserie der Cremina abgenommen - Typical Olympia-red: After matting, the - Das Familienunter- nehmen Schätti Metall kann nicht nur Espressomaschinen: Hier schweißt ein Roboter Metallstangen - Family business Schätti Metall makes more than espresso machines: a robot welding metal poles Rechts Right - Olympia-Geschäfts- führer und Kaffeeliebhaber Christian Sagehorn und Schätti-Metall-Inhaber Thomas Schätti - Olympia manager and coffee addict Christian body of the Cremina is Sagehorn and Schätti Metall demounted owner Thomas Schätti

seite 14 titelgeschichte 30 grad 2 2017 Die Zukunft sieht Thomas Schätti jedoch anderswo: „Wir wollen mehr und mehr eigene Produkte produzieren.“ Am besten mit gehobenem Designanspruch. Demnach war es ein glücklicher Zufall, dass Christian Sagehorn eines Tages im Jahre 2008 bei den Schättis vor der Tür stand, auf der Suche nach einem Zulieferer für Chrom- stahlteile. Sagehorn wusste damals, dass die Traditionsmanu- faktur es wirtschaftlich alleine wahrscheinlich nicht schaffen würde, und da Thomas Schätti auf der Suche nach einem prestigeträchtigen Produkt war, kaufte er Olympia und über- nahm die Produktion. Sanft zieht Christian Sagehorn den Handhebel der Cremina nach oben. So wird eine kleine Menge Wasser in die Kolbenkammer gezogen und fließt in das kurz zuvor in der Moca Mühle gemahlene Kaffeepulver, um es vorquellen zu lassen. Anschließend drückt er den Hebel nach unten. Langsam tropft die ölig braune Flüssigkeit in die dickwan- digen Keramiktassen, der würzige Kaffeeduft breitet sich aus. „Es gibt wohl niemanden, der so viele Espressi mit einer In contrast to Christian Sagehorn, Thomas Sagehorn, Thommaas Schätti was born and raised in Schwanden just like chwanden just likke his ancestors. He has known the surrounding facto- surrounding facctto- ries since his childhood. And he also knows the Linth, so knows the Lintth, of course. The region owes its ascent to an industrial cent to an industtriaal region to the river – transforming Schwanden into g Schwanden intto the Manchester of Switzerland, as they say around as they say arouunnd “It's a product for ct for connoisseurs not a s not a luxury item.” m.” here. Together with his two brothers, the 52-year-old ers, the 52-year--olld heads up the metalworking company Schätti, which pany Schätti, whhicch his grandfather founded in 1934. It was initially in- 4. It was initiallyy iin- tended to be an installation company. His parents mpany. His pareentts expanded the workshop until it became an industrial ecame an industtriaal business. Fittings and mechanisms for furniture have ms for furniture haavve been manufactured here ever since. He pictures the ce. He pictures thhe future of the company differently though. “We want though. “We wwannt to produce our own products more and more”, he ore and more”, hhe says. Preferably with an elevated design standard. design standardd.. It was therefore a fortunate coincidence that e coincidence tthaat Christian Sagehorn walked through the door one ough the door oonne day in 2008 looking for a supplier for chromium steel for chromium stteeeel components. Sagehorn knew at the time that the tra- he time that the trra- ditional manufacturer wouldn’t survive as a business rvive as a busineesss on its own. Since Thomas Schätti was looking for a tti was looking foor r a prestigious product, he bought Olympia and took Olympia and tooook over the production. Christian Sagehorn gently lifts the hand lever ifts the hand leeveer of the Cremina so that a small amount of water is amount of water is Links Left - Die Cremina gilt als besonders leise arbeitende Handhebel- Espressomaschine - The Cremina is known as a quiet-working hand lever espresso machine Rechts Right Rechts Right - - Vor feinstem Schweizer r feinstem Schweizerr Panorama wird hier an norama wird hier an einer Standbohr- einer Standbohr- maschine gearbeitet maschine gearbeitet - - In front of the amazing front of the amazingg Swiss panorama view wiss panorama view a column drill is being column drill is being operated operated

30 grad 2 2017 title story Cremina gemacht hat, wie ich“, sagt Sagehorn. „Es heißt, Crreemina gemacht 10.000 Stunden braucht es, um ein Handwerk richtig zu 100.0000 Stunden br erlernen.“ Wer mit der Handhebelmaschine einen guten errleernen.“ Wer mi Espresso zubereiten möchte, brauche schon eine gewis- Essppresso zubereite se Fertigkeit. Wie viel Kaffeepulver nehme ich? 15 oder see FFertigkeit. Wie 16 Gramm? Welchen Mahlgrad? Wie lang muss die Extrak- 166 GGramm? Welche tionszeit sein – sprich: wie lange muss der Kaffee durchlau- tioonnszeit sein – spr fen, damit er nicht zu viele Bitterstoffe und Säuren freisetzt? feen,n, damit er nicht z „Das ist wie das Lernen eines Instruments“, sagt er. Und so „DDaas ist wie das Ler wie man lernt, einem Instrument die eigene Musik zu entlo- wiie man lernt, eine cken, können Geübte ihren ganz eigenen Kaffee kochen und ckkenn, können Geübt mit jeder Tasse neu entdecken. „Eine sinnliche Zeremonie“, mimit jeder Tasse neu sagt Sagehorn, der die Kunst der Kaffeezubereitung auch in saagtt Sagehorn, der Barista-Kursen im Showroom in Glarus lehrt. Und bei seinen Baarrista-Kursen im S regelmäßigen Besuchen bei Manufactum, einem der Haupt- reegeelmäßigen Besu vertriebspartner von Olympia. Dabei gehe es aber nicht da- veerttriebspartner vo rum „Nerds zu erziehen.“ Sondern eher – wie beim Kochen – ruumm „Nerds zu erzie um Gefühl. Auch seien die Olympia-Maschinen trotz ihres umm Gefühl. Auch s stolzen Preises von über 3.000 Euro nicht geeignet zum sttololzen Preises von Protzen. Dafür sind sie zu klein, zu schlicht, zu zurückhal- Prrootzen. Dafür sind tend. „Schweizerisch protestantisch“, findet Schätti. Und teendnd. „Schweizeris darüber, dass die Maschinen so schön kompakt sind – die daarüüber, dass die M Maxima, der Espresso-Halbautomat von Olympia, passt auf MMaxxima, der Espre ein Din-A4-Blatt – freuen sich vor allem die Frauen. einn Din-A4-Blatt – „Unsere Maschine ist eine Maschine, die man haben „Unsere Masch will, weil man sie sich gerne hinstellt und gerne anschaut, wiill, weil man sie s weil sie aus hochwertigen Materialien gefertigt ist und weeill sie aus hochw natürlich einen guten Kaffee macht“, sagt Sagehorn. Auch naatüürlich einen gut Nachhaltigkeit ist ein Thema. Viele haben die Nase voll von Naacchhaltigkeit ist e Wegwerfprodukten und Kapselmüllbergen. „Es ist ein Lieb- WWeggwerfprodukten haberprodukt, kein Luxusprodukt“, findet Schätti. Übrigens haabberprodukt, kein werden in Italien, der Heimat des Espressos kaum Maschi- weerrden in Italien, d nen für Zuhause gekauft – hier trinkt man seinen caffè eher neenn für Zuhause ge im Stehen in der Bar seines Vertrauens. imm SStehen in der Ba In der Produktionshalle dröhnt, zischt, stampft es. Ein In der Produk Lasercutter schneidet Bleche zu, die später in Form gebo- Laasercutter schneid Links Left Links Lef - - Glänzend-schöner Müll: Glänzend-schön Altmetall und Dreh- Altmetall und späne werden gesammelt, späne werden ge um dann recycelt zu um dann recyc werden werden - - Shiny trash: discarded Shiny trash: dis metal and metal shavings metal and metal s are collected to be are collected recycled recycled Rechts Right - Geschnittenes Roh- material eines Schätti- Metall-Produkts wird zur Weiterverarbeitung sortiert - Cut raw material of a Schätti Metall product is sorted for continued processing drawn into the piston chamber and flows into the coffee powder freshly ground by the Moca grind- er, causing it to swell up. Then he presses the le- ver downwards. The oily brown liquid slowly drips into the thick ceramic mugs and the spicy odour of coffee fills the room. “I guess nobody has made as much coffee with a Cremina as me”, Sagehorn says. “They say that it takes 10,000 hours to really learn a craft”. It needs certain skills to make a good es- presso. How much coffee powder do I use? 15 or 16 grams? How finely ground should it be? What’s the ideal extraction time? How long can the coffee percolate without releasing bitter substances and acids? “That’s like learning an instrument”, he says. And just as someone learns how to make music with an instrument, trained users can brew their entirely individual coffee and discover it anew with every sin- gle mug. “It’s a sensual ceremony”, says Sagehorn. He also teaches the art of coffee-making in classes for coffee baristas at the showroom in Glarus, as well as during his regular visits to Manufactum, which is one of Olympia’s main sales partners. He says that this is not about “raising nerds”, but rather about feeling – just like cooking. Moreover, the Olympia

seite 18 titelgeschichte 30 grad 2 2017 gen werden, eine Maschine spuckt im Sekundentakt fertige Beschläge in einen Korb. „Das ist es, wo wir herkommen“, sagt Schätti. Aber nicht, wo sie hin wollen. Seit 2006 werden Haushaltsgeräte gefertigt, unter anderem Dunstabzugs- hauben für Elektrolux. Außerdem Designerleuchten. Und dazwischen die Olympia-Kaffeemaschinen. Auf einem Tisch liegen Chromstahlbleche, aus denen das Chassis der Ma- schinen geformt und dann verschweißt wird. Chromstahl „Wie das Lernen eines Instruments: Wer mit einer Handhebel- maschine einen guten Espresso machen will, braucht schon eine gewisse Fertigkeit.“ macht die Maschinen so hochwertig. Er sorgt für stabiles Gewicht und eine hohe Wasserqualität, da er verhindert, dass hier Blei- oder Nickelabgaben im Wasser landen. In Rot, Weiß und Schwarz sind die Maschinen erhältlich, eine Jubi- läumsausgabe der Cremina vorübergehend auch in Braun. Olympia ist für Schätti mehr als ein Vorzeigeprojekt, das für Ansehen sorgt. Die Kaffeemaschinenexpertise sorgt auch für lukrative Aufträge. So baut ein eigens dafür angeschaffter Digitalroboter Komponenten für einen anderen Schweizer Kaffeemaschinenhersteller – Thermoplan, der gerade alle Filialen einer der weltweit größten Kaffeehausketten mit neuer Technik versorgt. Die Felswände vor den Fenstern der Produktionshalle sehen aus wie ein Postkartenmotiv. Ravi, der Schweißer, hat dafür keinen Blick. Schließlich hat er nicht irgendein Werk- stück vor sich, sondern ein Stück Schweizer Präzisionsarbeit. Rechts - Ein Duo, das sich gut ergänzt: Thomas Schätti (links) und Christian Sagehorn (rechts) Right - A duo complementing one another: Thomas Schätti (left) and Christian Sagehorn (right) machines are not something that you can show off t you can showw ooff with, despite their 3,000 euro pricetag. They are just cetag. They are jjusst too small, too simple and too unassuming for that. nassuming for thaat. “Swiss protestant”, is Schätti’s verdict. Especially verdict. Especiaallly women take pleasure in the elegant compactness gant compactneesss of the machines. The Maximatic, Olympia’s semi-au- Olympia’s semi--aau- tomatic espresso machine, is about as big as an A4 out as big as an AA4 sheet of paper. “Our machine is something that people want that people wwannt to have because they like to show it off and look ow it off and looook at it, because it is made of high-quality materials h-quality materiaals and because it makes good coffee of course”, says ee of course”, saayys Sagehorn. Sustainability is an issue as well. A lot of sue as well. A lot oof people are sick and tired of disposable products and sable products aannd piles of used capsules for the bin. “This is a product . “This is a prodducct for connoisseurs, not a luxury item”, says Schätti. In m”, says Schätti. IIn Italy, by the way, the home of the espresso, people e espresso, peoopple like to drink their caffè standing at the bar at their fa- t the bar at theirr ffa- vourite café instead of buying an espresso machine espresso machhinne for their homes. There’s a droning, hissing and thudding noise in d thudding noise iin the production hall. A laser cutter cuts plates which r cuts plates whhicch are bent into shape later on. Every second, a ma- very second, a mma- chine throws finished fittings into a basket. “That’s o a basket. “Thaatt’s where our roots are”, says Schätti. But it’s not where i. But it’s not wherre they want to go. Since 2006, they’ve been produc- ey’ve been prodduuc- ing household appliances, including exhaust hoods ing exhaust hooodds for Elektrolux and designer lamps. Not to mention ps. Not to menttioon Olympia espresso machines. Chromium plates lie on omium plates liee oon a table. Chromium steel is what lies behind the ma- lies behind the mma- chines’ superior quality. It gives them a stable weight hem a stable weighht and ensures a high water quality because it prevents because it preveentts lead or nickel residues from contaminating the water. aminating the waateer. The machines come in red, white and black; a white and blackk; a limited anniversary edition of the Cremina features e Cremina featuurees the colour brown. For Schätti, Olympia is more than ympia is more thhaan just a prestigious showcase project. The expertise ject. The experttisse in espresso machines also yields lucrative orders. A lucrative orderss. A digital robot, especially purchased for the purpose, ed for the purpoosse, therefore builds components for another Swiss cof- another Swiss coof- fee machine manufacturer, Thermoplan, which is rmoplan, whichh is supplying every branch of one of the largest coffee- f the largest coffffeee- house chains worldwide with new technology. technology. The rock faces outside the windows of the pro- windows of the pprro- duction hall are picture-perfect. But Ravi, the welder, But Ravi, the weldeer, hasn’t got eyes for that. After all he’s not messing l he’s not messsinng with any old component, but with a piece of Swiss h a piece of Swwisss precision engineering.

30 grad 2 2017 barber shops page 29 Would you like a millimetre extra? Barbershops are more than just glorified hairdressers for men. They are a spa, meeting point and retreat. Visiting Mi- guel Gutierrez, famous as Nomad Barber in Berlin, London and on YouTube Nomad the Barber On an early morning in Berlin-Kreuzberg, Miguel Gutierrez welcomes his visitors with a strong Brit- ish accent: “Good mornin’!” The man in his early thirties takes another deep drag on his cigarette before he leads us in, passing a coffee machine and luminous letterings, down into the basement, where his Berlin clientele takes a seat in leather armchairs. In the barber scene, Gutierrez is known as Nomad Barber. For 14 years, he has been cutting, shaving and grooming his customers’ hair. In addition to his Berlin store, he runs another one in London. Gutier- rez became famous in 2012 when he went on a jour- ney around the world round-the-world hile releasing his web series “Nomad Barber” on YouTube. In short videos, he documents the craft of different barbers from various countries. Mr Miguel Gutierrez, 14 years ago, back in the day, you were only 16 and you decided to become a barber. A picture is said to have sparked your inter- est. What is so special about it? BBarbers Barbershops sind mehr aalls Frise als Friseure für den Mann. SSie sind Sie sind Wellness-Oase, TTrreffpun Treffpunkt, Rückzugsort. ZZuu Besu Zu Besuch bei Miguel Gutierrez, der als GGutierre Nomad Barber in Berlin, NNomad innterview interview frraanziska klün franziska klün foottos fotos stteefan hähnel stefan hähnel London und auf YouTube erfolgreich ist Vormittags in Berlin-Kreuzberg. Miguel Gutierrez begrüßt Voormmittags in Berli seeinnen Besuch mit seinen Besuch mit starkem britischen Akzent. Der Anfang 30-Jährige nimmt noch einen tiefen Zug an der Zigarette, 300--Jährige nimmt n beevvor er hineinfüh bevor er hineinführt, vorbei an leuchtenden Schriftzügen, hiinununter ins Unter hinunter ins Untergeschoss, wo seine Berliner Kundschaft in Ledersesseln Platz nimmt. In der Barberszene kennt man inn LLedersesseln Pla Gutierrez als Nomad Barber, seit 14 Jahren schneidet er Guuttierrez als Nom Haare, rasiert, pflegt. Neben seinem Berliner Barbershop Haaaare, rasiert, pfle betreibt er einen in London. Bekannt wurde Gutierrez 2012, beetrreibt er einen in als er auf Weltreise ging und auf YouTube seine Webserie alss er auf Weltreise „Nomad Barber“ veröffentlichte. In kurzen Videos dokumen- „NNoomad Barber“ ve tiert er darin das Handwerk unterschiedlicher Barbiere in tieerrt er darin das H unterschiedlichen Ländern. unnteerschiedlichen L Mr. Miguel Gutierrez, vor 14 Jahren, Sie waren damals MMr.. Miguel Gutier 16, entschieden Sie sich, Barbier zu werden. Für diesen 166, entschieden Si Schritt entscheidend soll ein Foto gewesen sein. Was Scchhritt entscheid hat es mit der Aufnahme auf sich? haatt es mit der Au Das Bild zeigt meinen Vater und dessen Bruder – die Das Bild zeigt beiden waren Barbiere. Ich fand sie so smart, wie sie beiden waren dastanden in ihren weißen Barbierkitteln vor ihrem dastanden in Shop … Shop … Warum hat Sie das beeindruckt? WWarrum hat Sie da Der Freund meines Vaters hatte vier Geschäfte, das im- Der Freund m ponierte mir. Ich komme aus Liverpool, nicht aus der ponierte mir. schlimmsten Ecke – auch nicht aus der besten. Hier schlimmsten E

seite 30 barber shops 30 grad 2 2017 läuft es so: Man wählt einen Job, den macht man sein Leben lang, über andere Optionen denkt man nicht nach. Der Freund meines Vaters aber war anders – jedes Mal, wenn ich ihn sah, kam er mit einem anderen Auto angefahren, war ständig im Urlaub, machte sein Ding. Reizte Sie auch das Handwerk des Barbiers? Ich fand es immer toll, zum Barbier zu gehen, die Atmo- sphäre gefiel mir. Aber es war vor allem die Vorstellung, ein eigenes Business aufzubauen, die mich reizte. Ich wollte Geschäftsmann sein, irgendwo Geld machen – schon als kleiner Junge habe ich meinen Mitschülern nach dem Schulessen Süßigkeiten verkauft. Ihr Timing war exzellent: Das Barbiergeschäft boomt seit Jahren. Wann ahnten Sie erstmals, dass Sie Teil eines großen Trends werden können? Spät. Im Gegensatz zu Deutschland gab es in Großbri- tannien immer Barbershops, wenn auch längst nicht so viele wie heute. Die Präsenz, die das Thema mittlerweile hat, konnte sich niemand vorstellen. Heute ﬁndet man in fast jeder Stadt hippe Barbershops. Wie ist das eigentlich passiert? Wie überall anders auch: Trends verbreiten sich rasend schnell über Social Media. Jemand betreibt einen coo- len Barbershop in London und plötzlich gibt es einen Abklatsch davon in Liverpool, Manchester, Newcastle – mit dem gleichen Interieur, den gleichen Accessoires. Männer legen wieder mehr Wert auf gute Kleidung, leben ihre Eitelkeit, investieren in die Pﬂege ihrer Bärte. Hat die Verbreitung auch etwas damit zu tun? The picture shows my father and his brother – er and his brotheerr – both of them were barbers. They looked so s. They looked sso smart standing in front of their shops wearing heir shops wearrinng their white coats. Why did this leave an impression on you? on you? The friend of my father’s had four stores – that d four stores – tthaat impressed me. I am from Liverpool, not from Liverpool, not frroomm the best, but also not from the worst part of m the worst partt oof town. Here, you decide on a job and then stick job and then stticck to it without considering other options. How- ther options. HHoww- ever, my father’s friend followed a different llowed a differrennt path. Every time I saw him, he was driving an- he was driving aan- other car, he was travelling all the time and was all the time and wwaas generally just doing his own thing. thing. Did the barber’s trade appeal to you as well? you as well? I always liked going to the barber, especially barber, especiallly because of the atmosphere. What I liked most . What I liked mmosst about it was the idea of opening my own busi- ening my own bbussi- ness. I wanted to be a businessman making sinessman makkinng money. When I was still in school, I sold sweets chool, I sold sweeetts to my fellow students after lunch. unch. Your timing was excellent: the barber business has arber business hhaas been booming for years. When did you first realise did you first reallisse that you might become part of a huge trend? huge trend? I became aware of it quite late. Compared to late. Comparedd tto Germany, Great Britain always had plenty of ways had plentyy oof barber shops, although not as many as today. as many as toddaay. Nobody could have imagined how popular this d how popular tthhis is now. Die Bartpflege beginnt e Bartpflege beginntt bei Nomad Barber i Nomad Barber mit einer Hot Towel t einer Hot Towel assage (Bild links). Massage (Bild links). m Ende wird der Am Ende wird der Bart mit einem Öl ein- art mit einem Öl ein- massiert, das das assiert, das das Haar pflegt, schützt aar pflegt, schützt und geschmeidig nd geschmeidig macht (Bild oben) acht (Bild oben) Grooming at Nomad rooming at Nomad Barber starts with a hot arber starts with a hoot towel massage (picture wel massage (picturee on the left). To top off the left). To top off the massage, the beard e massage, the beardd is cared for with a cared for with a nourishing oil, which urishing oil, which protects and smoothes otects and smoothess the hair (top picture). e hair (top picture).

page 31 Today, almost every town has a hip barber shop. How did that happen? As everywhere else, trends are spreading at an incredible pace through social media. Some- body might start running a cool barber shop in London and suddenly copies of it start to pop up in Liverpool, Manchester, Newcastle – with the same interior, the same accessories. Nowadays, men seem to have a renewed interest in proper attire, celebrating their vanity, investing in grooming their beards. Have barber shops had any- thing to do with this? For a long time, barbers had a very bad reputa- tion. In the 1970s and 1980s, long hair became popular among men. As a result, they rarely had their hair cut. This meant that they had to com- pete for every single customer, and so prices dropped. At the low point, a haircut only cost three pounds instead of 20. Barbers had to be quick in order to make any money at all, and so quality suffered. Today, things are the exact op- posite: going to the barber is like going to the spa. They offer drinks, facial massages, groom- ing – due to the fact that men have a revived interest in vanity and therefore need places to celebrate this. You have won numerous awards, have 100,000 follower on Instagram, about 130,000 subscribers on YouTube and shops in London and Berlin. You even have more plans: your very own webshop and care products. When did you realise that you could become a brand yourself? I realised that when I first started travelling and running my web series “Nomad Barber”. Brands started to contact me, asking if we could collaborate. Back then, they were only small projects; recently, I started working with Audi and Visa. Your first trip lasted a year. You travelled five con- tinents, met countless barbers and portrayed them. What did you learn during this time? For me, it was never about the technique that others use. I was interested in the people them- selves, the places. I was keen to find out about the living conditions of people working in the same profession. How do you become a barber in India? What are these people’s goals? Do they do it because they want to have a career? Barbiere hatten sehr lange einen sehr schlechten Barbiere hatt Ruf. In Großbritannien wurden in den 1970ern und Ruf. In Großb 1980ern lange Haare bei Männern modern. Sie ließen 1980ern lange sie daher viel seltener schneiden. So wurde in den sie daher viel Barber Shops um jeden Kunden gekämpft, die Preise Barber Shops wurden gesenkt. Irgendwann kostete ein Haarschnitt wurden gesen nur noch drei Pfund anstatt 20. Die Barbiere mussten nur noch drei schnell sein, um überhaupt irgendwie Geld zu verdie- schnell sein, u nen und die Qualität litt. Heute hat sich das wieder nen und die Q ins komplette Gegenteil verwandelt: Zum Barbier zu ins komplette gehen, ist Wellness. Es gibt Getränke, eine Gesichts- gehen, ist We massage, Pflege – und das liegt natürlich auch daran, massage, Pfleg dass Männer ihre Eitelkeit wieder zelebrieren wollen dass Männer und Orte dafür brauchen. und Orte dafü Sie haben zahlreiche Preise gewonnen, über 100.000 Siie haben zahlrei Follower auf Instagram, knapp 130.000 YouTube-Abon- Foolllower auf Insta nenten, Shops in London und Berlin – und Sie haben neennten, Shops in Pläne: einen eigenen Webshop, eigene Pﬂegeprodukte. Pllänne: einen eigen Wann haben Sie begriﬀen, dass Sie selbst zur Marke WWannn haben Sie werden können? wewerrden können? Als ich das erste Mal auf Reisen war und mit meiner Als ich das er Webserie „Nomad Barber“ anfing. Brands begannen Webserie „No mich zu kontaktieren, fragten, ob sie mit mir arbeiten mich zu konta

30 grad 2 2017 I couldn’t find anything about it online – and so ut it online – andd sso I set out to find the answers myself. myself. What social status does a barber have in India? r have in India? The Indian society is strongly affected by the gly affected by thhe caste system. The barbers come from the bot- come from the bboot- tom. Most of their fathers were barbers them- were barbers themm- selves. What struck me most was how con- ost was how ccoon- tent these men were. They were happy – even were happy – evveen though their customers don’t treat them well, n’t treat them wweell, and even though they show them who’s in ow them who’ss in charge every single second. What is the situation like in Turkey? y? Grooming is very important there and barbers there and barbberrs are respected. You’ll never encounter a man encounter a mmaan with long hair. The beards are trimmed per- s are trimmed ppeer- fectly. Somebody will move around serving tea around serving teea all the time. Us barbers all use the same tools. use the same tooools. Technically, we speak the same language. How- me language. HHoww- ever, the rest is what makes us so different from us so different frromom each other. In India, people start working at the start working at thhe age of 12 because they have to. In Great Britain, to. In Great Brittaiin, people might start to work at the age of 40 to at the age of 400 tto realise a long-held dream. Letzte Korrekturen: Die Spitzen werden noch einmal kontrolliert. In der Barber-Szene ist Gutierrez bekannt für seinen handwerklichen Anspruch Final corrections: the tips are checked one last time. Gutierrez is known for his high standards können. Damals waren es kleine Projekte, zuletzt habe ich mit Audi und Visa kooperiert. Ihre erste Reise dauerte ein Jahr. Sie waren auf fünf Kontinenten unterwegs, haben unzählige Barbiere getroﬀen und porträtiert. Was haben Sie gelernt? Es ging mir nie um die Technik der anderen. Mir ging es um die Menschen, die Orte, ich wollte erfahren, wie die Leute leben, die denselben Beruf ausüben wie ich. Wie wird man Barbier in Indien? Was sind die Ziele der Menschen: Machen sie das, weil sie Karriere machen wollen? Online konnte ich zu alldem nichts ﬁnden, also habe ich selbst nach Antworten gesucht. Welchen Status hat ein Barbier in Indien? Die indische Gesellschaft ist vom Kastensystem geprägt, die Barbiere kommen von ganz unten. Meist waren die Väter schon Barbiere. Was mich faszinierte, war die Zufriedenheit der Männer. Sie waren glücklich. Ob- wohl die Menschen, die zu ihnen kommen, sie nicht gut behandeln, sondern in jeder Sekunde deutlich machen, wer das Sagen hat. Wie ist es in der Türkei? Pﬂege ist dort sehr wichtig, Barbiere sind respektiert. Dort sieht man keinen Mann mit langen Haaren. Die Bärte sind perfekt getrimmt. Immer läuft jemand mit Tee umher. Wir Barbiere benutzen die gleichen Werkzeu- ge, technisch gesehen sprechen wir eine Sprache. Der Rest ist komplett unterschiedlich. In Indien fangen die Leute mit 12 Jahren an zu arbeiten, weil sie müssen und in Großbritannien eventuell erst mit 40, weil sie sich selbst verwirklichen wollen.

30 grad 2 2017 barber shops page 33 s p o h S haircuts to beard treatments inspired by Turkish or Indian barbers. Relaxing hot towels and neck massages und Heißkompresse, Kontur- rasur oder Ohrhaarentfernung mit Flamme: Die Dienstleistun- gen sind vielseitig. are also on the menu. Furnished with classic Berlin, Germany dressing stools and barbers nomadbarber.com dressed in white, buttoned jackets, the two Munich barber stores aim to offer retreats for the modern gen- tleman. A versatile range of services is offered, including classic wet shaving with mas- sage and hot pad, contour shaving and ear-hair removal by flame. Munich, Germany barberhouse.com MÜHLE SHOP Im ersten deutschen Mühle- Markenstore können Besucher Pflegeserien und Rasierseifen testen, sich zum Thema Ra- sierpinsel und -hobel beraten lassen oder eine Rasur oder einen Haarschnitt bekommen. At Mühle’s first flagship store, customers can try out care series and shaving soaps, receive advice on shaving brushes and safety razors or ANTICA BARBIERIA COLLA In der Barbieria ist das antike Flair keine raffinierte Kulisse – es gibt den Laden seit 1904. Die Einkehr für die Pflege von Bart und Haupthaar ist eine Tradition, die von Vätern an Söhne weitergegeben wird. Betrieben wird der Shop von einem Meister alter Schule: dem 83-jährigen Franco Bompieri. get a shave or haircut. In the Barbieria, Berlin, Germany antique flair is not about muehle-shaving.com sophisticated scenery – the r e b r a B NOMAD BARBER Der Laden in Berlin-Kreuz- berg ist nach der erfolgrei- chen Londoner die zweite Niederlassung des reisenden Barbiers Miguel Gutierrez. Der Service reicht von klas- sischen Haarschnitten bis zu Bartbehandlungen, die von türkischen oder indischen Barbieren inspiriert wurden. Entspannend: „Hot Towel“ plus Nackenmassage. The store in Berlin- Kreuzberg is the second loca- tion of London’s successful establishment by traveling barber Miguel Gutierrez. The service ranges from classic store has been around since 1904. A visit for grooming beards and scalp hair is a tradition which is passed on from father to son. The store is run by a master of the old school, 83-year-old Franco Bompieri. Milan, Italy anticabarbieriacolla.it BARBER HOUSE Mit klassischen Friseurstühlen und Barbieren in geknöpften weißen Jacken möchten die zwei Münchner Barber House- Läden Refugien bieten, in denen der moderne Gentleman entschleunigen kann. Klassi- sche Nassrasur mit Massage SCHOREM BARBIER Hier taucht man ein in das Le- bensgefühl der 1950er-Jahre. Schnurrbärtige Barbiere mit Bowler oder Schirmmütze und jeder Menge Tattoos bedienen auf ironische Weise das Kli- schee von „Schorem“, das auf Holländisch „Gesindel“ heißt. Dive into the 1950s way of life. Mustachioed barbers with bowlers or peaked caps and lots of tattoos ironi- cally confirm the cliché of “Schorem”, which is Dutch for scallywags. Rotterdam, Netherlands schorembarbier.nl

seite 34 mhle a b c 30 grad 2 2017 Feine Rasierpinsel haben im Erzgebirge Tradition – genau wie Fußball untains – just as football Fine shaving brushes have a long tradition in the Ore Mountains – just as football D wie Dachshaar Dachshaar means… eans… „Meister Grimbart“, wie der Dachs in Fabeln und Märchen heißt, ist ein marderartiges Raubtier, das mit seinen schau- felartigen Pfoten kunstvolle unterirdische Gänge anlegt. Für Anhänger der Nassrasur ist das Tier seines Felles wegen interessant. Das Haar ist fein und elastisch und produziert einen cremigen und dichten Schaum. Die Qualität des Haares steigt vom dunkelgrauen über das feine helle Dachshaar bis zum so genannten Silberspit- zen-Dachshaar. Bei sorgfältiger Pflege – die Pinsel sollten immer gut ausgewaschen und getrocknet werden – hat man an einem Dachshaarpinsel viele Jahre Freude. Alter- nativ hat Mühle gemeinsam mit einem Lieferanten die Black Fibre und Silvertip Fibre Pinsel entwickelt – zwei syntheti- sche Fasern, die die Gebrauchseigenschaften des Naturhaa- res mittlerweile sogar übertreffen. …hair of the badger. The badger is commonly called s commonly called -like carnivore that “brock” in fables. It is a marten-like carnivore that digs ornate tunnels with its paws. The animal is of s. The animal is of special interest to connoisseurs of the fine wet shave f the fine wet shave because of its fur. The hair is delicate and elastic and ate and elastic and produces an especially creamy and thick lather. The nd thick lather. The ark-grey hair. Then standard quality is the simple dark-grey hair. Then comes the fine light badger hair and then premium and then premium carefully and you silvertip badger hair. Maintain it carefully and you will take much pleasure in your badger hair shaving adger hair shaving s should always be brush for many years. The brushes should always be rinsed and dried thoroughly. Together with a supplier, ther with a supplier, ve: Black Fibre and Mühle has developed an alternative: Black Fibre and Silvertip Fibre brushes – two synthetic fibres even nthetic fibres even atural badger hair. excel the using properties of the natural badger hair. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z